Projektdokumentation
3D-Labor – Was fehlt hier?
Projektüberblick
Über einen Zeitraum von mehreren Wochen besuchten Schüler*innen der Holzwerkstatt der Schule am Rathaus regelmäßig das Bode-Museum. Ausgehend von ihrem Interesse am eigenhändigen Bauen beschäftigen sie sich intensiv mit dem Museum und seinen Sammlungsobjekten. Geleitet wurden die Schüler*innen dabei von der Frage „Was fehlt hier?“. Die Schüler*innen wählten einzelne Kunstwerke, aber auch Eigenschaften des Museums aus, um an ihnen das Fehlende zu ergänzen. Mit unterschiedlichsten Medien und Materialien entwickelten sie in kleinen Gruppen Lösungen, die sie vor Ort in den Sammlungsräumen temporär installierten: so bekam die Büste von Kant eine alternative Nase aus Gips, einer Figurengruppe wurde ein kleiner Elefant zur Seite gestellt und eine Konfettimaschine sorgte für mehr Stimmung im Haus. Die Objekte der Schüler*innen traten in einen spannenden Dialog mit den Werken der Sammlung und machten sich mit ihren Komplettierungen nicht nur persönlich zugänglich, sondern eröffneten auch einen neuen Blick auf das Museum.
Objektbezug
Das Projekt bezog sich auf die Ausstellungen und das Museum. Die Schüler*innen suchten sich selbst ein Kunstwerk oder Eigenschaften des Museums für ihre Gruppenarbeit aus. Die Bestandsaufnahme und die Suche nach Dingen, die den Objekten fehlen, wurden zum Zentrum ihrer Untersuchungen.
So ergänzte beispielsweise eine Schülerarbeit, die an einen Elefanten erinnert, die Skulpturen rund um Antonio Canova, Tänzerin mit Zimbeln, 1809/12. Oder eine Kant-Büste wurde durch den Gipsabguss einer Nase vervollständigt.
Formen der Zusammenarbeit
Die museumsbeauftragte Lehrkraft hatte von Beginn der Kooperation an Interesse, mit seinem Wahlpflichtunterricht-Holzwerkstatt ein Projekt im Museum zu realisieren. Eine langfristige Zusammenarbeit mit diesem Kurs über mehrere Schuljahre ist möglich.
Zur Projektanbahnung wurden die Schüler*innen bereits im Februar 2017 zu einem Kennenlern-Workshop in das Bode-Museum eingeladen. Dort orientierten sie sich mit Mapping-Methoden und bekamen im Gespräch mit dem Leiter der Restaurierungsabteilung einen Einblick in die Restaurierungswerkstätten und Depots.
Herr Kaller, der museumsbeauftragte Lehrer und Leiter der Holzwerkstatt, begleitete das Projekt. Es entwickelte sich eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Vermittlungsteam und Lehrer, da letzterer das Interesse der Schüler*innen am eigenen Bauen und künstlerischen Arbeiten teilte und bestärkte.
Unterrichtsbezug / Bezug zu kompetenzbezogenem Lernen
Das Projekt fand im Rahmen des Wahlpflichtunterrichts Holzwerkstatt statt und knüpfte mit dem handwerklichen Schwerpunkt an den Schulunterricht an. Der forschende und bildnerische Ansatz des Projektes förderte besonders das selbstständige und eigenverantwortliche Denken und Handeln sowie die Beschäftigung mit konzeptionellen und konstruktiven Fragen in der Kleingruppe.
Methodische Herangehensweise
Das Projekt arbeitete insbesondere mit Methoden der künstlerischen Forschung (unter anderem Fotografie), die die Schüler*innen dazu anleiteten, sich im Museum selbstständig zu orientieren und die Kunstwerke und Eigenschaften des Museums zu bewerten.
Für den gestalterischen Prozess wurden in Kleingruppen Ideenskizzen gefertigt und Materiallisten erstellt. Gebaut wurde mit handwerklichen und künstlerisch-gestalterischen Methoden wie zum Beispiel Gipsabguss, Holzkonstruktion und Pappmaché-Technik.
Projektphasen
Termin | Dauer | Ort | Was wurde gemacht? |
---|---|---|---|
1.6.2017 | 2 Std., 40 Min | Bode-Museum | Kennenlernen, Einblick in Ausstellung und Sammlung, Gruppenarbeit zum Einstieg in praktische Arbeit und Formulierung erster Ideen für praktische Arbeit |
13.6.2017 | 1,5 Std. | Schule | Reflexion des Museumsbesuchs, Vorstellung Beispiele anderer künstlerischer Arbeiten, konkrete Ausformulierung der Ideen, Erstellung einer Materialliste |
15.6.2017 | 2,5 Std. | Bode-Museum | Praktische Arbeit in Gruppenprojekten, Abschlussrunde mit Präsentation und Ausblick für Weiterarbeit in der Schule |
20.6.2017 | 1,5 Std. | Schule | Fortsetzung der Gruppenprojekte, Ausarbeitung der eigenen künstlerischen Objekte |
27.6.2017 | 1,5 Std. | Schule | Weiterarbeit an eigenen Objekten |
4.7.2017 | 1,5 Std. | Schule | Weiterarbeit an eigenen Objekten |
17.7.2017 | 3 Std. | Bode-Museum | Platzierung der Gruppenprojekte in Ausstellungsräumen und gemeinsame Abschlusspräsentation, Begehung der entstandenen Installationen der Schüler*innen (während Schließzeit des Museums) |
Sichtbarkeit/Künstlerische & praktische Arbeiten
Die Objekte der Schüler*innen wurden im Rahmen des letzten Projekttermins während der Schließzeit temporär in den Ausstellungsräumen im Museum installiert, so dass nur die Projektteilnehmer*innen ihre Intervention sehen konnten.
Später wurde das Projekt in Form von Fotoaufnahmen in den Vermittlungsräumen von lab.Bode präsentiert.
Räume der Vermittlung / Projektsettings
Das Projekt fand sowohl in der Schule als auch im Bode-Museum statt. Im Museum wurde zumeist in den Ausstellungsräumen und den drei Vermittlungsräumen gearbeitet. Letztere befinden sich innerhalb des Ausstellungsrundgangs, sind von den Ausstellungsräumen öffentlich zugänglich und liegen somit in direkter Nachbarschaft zu den Objekten. Zusätzlich wurde im Werkraum des Museums an den eigenen Objekten gearbeitet. In der Schule stand der Werkraum der Holzwerkstatt zur Verfügung.
Ressourcen: Technik und Verbrauchsmaterialien
Technik: Laptop, Beamer (in der Schule)
Verbrauchsmaterial: Papier, Stifte, Kameras
Benötigtes Material für Installationen der Schüler*innenarbeiten:
- Elefant: Holz (in Gips verpackt), Gipsbinde, Draht, Papier, Sockel
- Fliegendes Objekt: Ventilator, 12-Volt-Netzgerät, Plexiglas, Heißkleber, Fliegengitter, Papier, Stromanschluss, Sockel
- Nase: Gips, Holzstab (lackiert), Stativ
- Schild: Holz (lackiert), Farbe, Draht, Sockel, Spanngurt
- Hologramm: Karton, Farbe, iPad, Video, Plexiglas, Stromanschluss, Sockel
- Lagerfeuer: Holz (in Gips verpackt), Gips, Farbe, Abspielgerät, Sound, Soundbox, Abspielgerät, Stromanschluss
Ressourcen: Honorare
2 freie Mitarbeiter*innen, jeweils 7 Stunden Vor- und Nachbereitung, 14 Stunden Durchführung, 3 Stunden Dokumentation und Reflexion
Malte Bartsch, Karen Winzer, Judith Boegner