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Raum teilen
© Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, 2019 

Raum teilen

2019

Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München

Raum teilen, zunächst als Arbeitstitel gesetzt, entwickelte sich zum Leitmotiv dieses als Forschungsprozess mit offenem Ausgang angelegten Projekts. Der reguläre Kunstunterricht fand über die Dauer des Projekts gänzlich am Museum statt und wurde zum Raum, in dem gemeinsam unterschiedliche Bedürfnisse aller Beteiligten ausgehandelt wurden. Dies geschah auf verschiedenen Ebenen: In der Zusammenarbeit mit den Schüler*innen wurde ausgelotet, wie sie ihre persönlichen Interessen formulieren und daraus künstlerische Arbeiten entwickeln konnten und wie dies mit den Anforderungen des formalen Bildungssystems und den Strukturen des Museums übereinkam. Seitens der Kunstvermittlung am Lenbachhaus bestand das Interesse, die speziellen Bedürfnisse der Fokusgruppe Jugendlicher kennenzulernen sowie die organisatorischen und inhaltlichen Bedingungen, welche die enge Zusammenarbeit mit der Schule mit sich bringt.

 

Ein besonderer Schwerpunkt lag während des Projekts auf dem Ausloten einer kollaborativen Arbeitsweise. Um den unterschiedlichen Anliegen der Beteiligten Raum zu bieten wurden in Zusammenarbeit mit eingeladenen Künstler*innen vermittlerische Methoden entwickelt, welche die gemeinsame Entwicklung der Inhalte mit den Schüler*innen zum Ziel hatte. In jeweils halbtägigen Workshops der Künstler*innen lernten die Schüler*innen künstlerische Techniken und Herangehensweisen zur Betrachtung von Kunstwerken kennen. Ausgehend von diesen Erfahrungen entwickelten die Schüler*innen ihre Ideen selbstbestimmt weiter. Die Auswahl der Künstler*innen erfolgte durch die Projektleitung. Kriterien waren ein hoher Stellenwert der Zusammenarbeit mit diversen Publika in der eigenen Praxis sowie eine interdisziplinäre, forschende Arbeitsweise. Die drei Inputs beinhalteten das Herstellen von Zines als Raum für persönliche (und nicht zuletzt widerständige) Äußerung, das Erforschen der Wechselwirkungen von Hören und Sehen in Form von Hörzeichnungen und Vertonungen von Kunstwerken sowie experimentell-interaktive Zeichentechniken im Rahmen einer Ausstellung von Alfred Kubins Zeichnungen.

 

Neben der Entwicklung der künstlerischen Arbeit der Schüler*innen stellte die gemeinsame Reflexion des Arbeitsprozesses einen zentralen Aspekt des Projekts dar. Um die Mitsprache aller Beteiligten am weiteren Verlauf zu ermöglichen, fanden gemeinsame Reflexionsmomente mit den Schüler*innen und den beteiligten Personen auf leitender Ebene in Schule und Museum statt. Die Termine dieser Kommunikationsräume wurden bereits in der Vorbereitung des Projekts fest eingeplant. Um die unerwarteten Dynamiken und unvorhersehbaren Ergebnisse festzuhalten und nachvollziehbar zu machen, wurde der Forschungsprozess anhand von Videointerviews dokumentiert und den unterschiedlichen Perspektiven der Schüler*innen und Projektleitenden Raum gegeben. Im Kunstbau, einem großflächigen Ausstellungsraum des Lenbachhauses, wurden die Ergebnisse des gemeinsamen Raumteilens für Freund*innen und Verwandte der beteiligten Schüler*innen sowie Fachpublikum aus der Kulturellen Bildung während eines Wochenendes präsentiert. Als Ergebnis waren weniger abgeschlossene Produkte als vielmehr das Sichtbarmachen des gemeinsamen Prozesses bis zum zeitlichen Endpunkt des Projekts von Interesse.

 

Kooperationsschule: Städtische Fachoberschule für Sozialwesen und Gesundheit München Nord

Beteiligte Schulklassen: Drei Klassen mit dem Wahlpflichtfach Kunst der 12. Jahrgangsstufe

Zeitstruktur: Pro Klasse jeweils vier Unterrichtseinheiten im zweiwöchentlichen Rhythmus von September 2018 bis März 2019

Zuständige Lehrkraft: Jürgen Roth

Projektleitung: Charlotte Coosemans

 

Workshopleitung:

Uli Ball ist Künstler, Kunstvermittler und Kunstlehrer. Er studierte Freie Kunst und Kunstpädagogik an der Akademie der Bildenden Künste in München und schloss als Meisterschüler ab. Ein Schwerpunkt seiner künstlerischen Praxis liegt im Bereich Installation. Aktuell arbeitet er mit Ton und Gips. In der Pädagogik beschäftigt er sich mit inklusiven Formen der Vermittlung.

 

Bei Stephanie Müller (beißpony / ChicksOnSpeedRecords, RagRec) treffen Bildende Kunst, Musik, Film und Sozialwissenschaften aufeinander. Ihre Basis ist der MEDIENDIENST LEISTUNGSHÖLLE. Von dort aus sucht sie immer wieder den Austausch mit anderen, um ständig weiter zu lernen. Wie kann die Lust geweckt werden, die Scheuklappen abzulegen, sich auf das freie Spiel einzulassen und neue Perspektiven zu wagen? Ihre textilen Plastiken, Soundobjekte und Kulisseninseln versteht Stephanie als bespielbare Angriffsflächen. Mal tauchen sie in Videoarbeiten auf, dann werden sie zu performativen Requisiten im öffentlichen Raum, bis sie sich am Ende auch mal selbst auslöschen.

 

Die Glas- und Soundinstallationen der Künstlerin Lina Zylla fokussieren die Manipulation von Realität. Die Glasarbeiten zeigen die unbewussten Formen dialektischer Erinnerungsbilder und suggerieren durch die gesungenen Töne/Sounds die Wahrnehmungen der Künstlerin selbst. Hier ist die intuitive Linie bei der Glaszeichnung, die sich als Negativabdruck reliefartig einzeichnet ausschlaggebender Moment und steht im Kontrast zu den flächigen verspiegelten, gefärbten und transparenten Flächen. Die Schwerkraft in malerischen Kompositionen ordnen diese neu und stehen im Wechsel zwischen Latenz und Manifest.

 

Filmische Dokumentation zum Projekt (in Produktion):

Konzept: Lion Bischof, freier Filmschaffender und Charlotte Coosemans

Schnitt: Lion Bischof

Produktion: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München